Ich wage ihn, den Sprung in die Selbstständigkeit. In der Ölbranche sind schon viele reich geworden, ich werde folgen. Gestern gab ich den Businessplan beim Arbeitslosenamt ab, der Zuschuss von 14000€ zur Existenzgründung ist schon auf dem Konto. Ich mache in Würzölen, im unteren Preissegment. Basisprodukt wird Chili-Knoblauch-Öl sein. Ich bin schon fleissig am Produzieren, das erste Gläschen ist schon fertig.
Die Herstellung ist einfach, geht mir aber im Moment noch ein wenig langsam von der Hand: Die roten Chilischoten werden entstrunkt und filetiert, die Kerne müssen entfernt werden, sonst wird das ganze zu scharf. Sodann staple ich die roten Minifilets in einem 200 ml Schraubglas bis dieses zur 62% locker geschichtet gefüllt ist. Mit geschälten Knoblauchzehen fülle ich auf bis einen Zentimeter unterhalb des Schraubsockels, die Zehen werden auch locker aufgeschichtet, der Druck, der auf die Chilifilets wirkt, ist dann nur der reine Gewichtsdruck des Knoblauchs, die Dichte von Knoblauch ist hierzu ideal. Jetzt wird das Glas mit Pflanzenöl aufgefüllt, eine Variante mit Olivenöl ist in Planung. So weit so schlecht, bis hierher nix Neues, aber jetzt kommts: Normalerweise müsste das Chili-Knoblauch-Pflanzenöl-Gemisch jetzt vier Wochen fermentieren bis das Produkt verkaufsfähig ist, hierbei besteht die Gefahr, dass das Produkt durch Lufteinschlüsse zwischen den festen Zutaten oxidiert und verdirbt. Ich habe die thermische Fermentation mit Mikrowellen entwickelt: Das gefüllte Glas kommt ohne Deckel für 87 Sekunden bei 650 Watt Leistung in den Mikrowellenherd, das Öl wird erhitzt, Chili und Knoblauch werden im Öl gegart und somit fermentiert, der Deckel kommt auf das Glas und zieht somit beim Abkühlprozess Vakuum. FERTIG! Der Produktionsprozess ist von vier Wochen auf eine Stunde verkürzt. Im Moment habe ich noch ein Problem mit der Öltrübung, ich arbeite dran, die Wattleistung der Mikrowellenbehandlung muss wohl gesenkt werden werden, zugunsten einer längeren Bestrahlungszeit. Bis ich das Problem im Griff habe verkaufe ich das Öl als „naturtrüb.“
Kommen wir zum Vertrieb, ich habe mich für den Haustürverkauf entschieden. Nein, ich werde nicht an meiner Haustüre warten bis jemand kommt, das wäre bequem aber ineffizient. Ich werde Klinkenputzen. Klingeln, Fuss in die Tür, Spruch aufsagen, Produkt verkaufen, Tschüss, nächste Tür.
Wenn es dann richtig läuft werde ich die Produktpalette erweitern: Haselnuss-Chili-Öl, Rhabarber-Koriander-Öl, Ingwer-Kümmel-Öl, Waffel-Knoblauch-Öl und Erdbeer-Muskat-Öl sind geplant.
Bei den scharfen Ölvarianten sollte ich besser Arbeitshandschuhe bei der Chilifiletierung tragen, habe mich gerade mit dem Finger am Auge gekratzt, ich weine.