Die Zeit danach:


Sicher gingen die Ereignisse im Sommer und Herbst 1989 nicht spurlos an mir vorbei, aber die DDR war kein Thema für mich. Ich wusste zwar, das Leipzig, Weimar, Dresden und Magdeburg in der DDR liegen, aber hätte ich die Städte auf einer Karte markieren sollen, ich hätte es nicht gekonnt - Frankreich kannte ich besser. Selbst West-Berlin hatte mich nie gereizt.

Ich wollte ab 1990 Brauingenieurwesen studieren, das kann man in Weihenstephan bei München oder in Berlin. Klar wollte ich nach Weihenstephan gehen, was sollte ich denn in der einmauerten Stadt... Ich wäre heute sicher Ingenieur in einer großen Brauerei, verheiratet, Kinder, Haus, dickes Auto, fetter Leib und unglücklich.


In den Zeit nach der Maueröffung änderte sich das. Wäre die DDR einen Dritten Weg gegangen, wär ich dabei gewesen. Aber aus dem hoffnungsvollen Wir sind das Volk! wurde sehr schnell Wir sind ein Volk...


Doch die Mauer war weg, ich musste nach Berlin. Der Ingenieur war mir zu schwer, Berlin war spannender, eine neue Frau (ein Mädchen aus Ost-Berlin, ein ganz heisses Mädchen aus Pankow), eine Stadt die sich rasend schnell veränderte...


Jetzt bin ich fast 20 Jahre hier, wohne im ehemaligen Ost-Berlin, habe viel gesehen und erlebt, mutiere zum Lebenskünstler. Die meisten meiner Freunde, insbesondere die edlen weiblichen Wesen, die in der Berliner Zeit dazu gekommen sind, stammen aus der DDR, das liegt sicher nicht nur an der Geographie meines Lebensmittelpunkts. Viele der Leute aus der ehemaligen DDR, deren Freund ich werden durfte, sind einfach authentischer, klarer, ehrlicher als Leute aus der anderen Ecke. Nur wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.


Der 09. November 1989 hat für alle, die damals in der DDR lebten, das Leben in neue Bahnen gelenkt, zwangsläufig. Doch ich bin einer der wohl eher wenigen Westdeutschen, deren Leben durch den Mauerfall komplett anders verläuft.


ICH bereue das NICHT!!!