Mein Arbeitslosen-Blog
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Richtung Usedom Etappe 2: Werbellinsee bis Pasewalk (108km+10km). Hilfe von Erich!
Es war eine laute Nacht. Am Ufer lebten unzählige fett gemästete Stockenten, die die ganze Nacht um unser Zelt herumwatschelten und schnatternd und quakend nach Futter suchten. Blöde Viecher und es war sowieso Prollis Idee am Wasser zu Zelten.
Wir radelten vorbei an Angermünde Richtung Prenzlau, als ehrgeiziges Ziel hatten wir uns Uckermünde gesetzt, satte 142km.
Ich war skeptisch ob mein Begleiter das schafft, ein schlechtes Rad und offensichtlich mangelnde Kondition, er heulte bei der kleinsten Steigung, nutze bei keiner Abfahrt den Schwung für den nächsten Anstieg sondern lies sich ausrollen und trat dann im falschen Gang los. Sportlich gelangweilt radelte ich so mit.
Kurz vor Prenzlau passierte es dann: Prollis Narbenschaltung explodierte Dank der schlechten Wartung des Rades. Das sah böse aus, bei diesem Rad ein wirtschaftlicher Totalschaden. Der Schaden blockierte das Hinterrad, doch lies sich das Rad bei 30 Grad im Schattten mühsam nach Prenzlau schieben, mühsam für Prolli.
Doch "immer wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her:"
An der Supermarktdönerbude fragte Prolli eine Einheimische, ob sie nicht doch eine Pension kennt. Sie kannte eine schöne Unterkunft, den Lokschuppen. Im Eisenbahnerlebniszentrum kann man in Schlafwagen des DDR-Regierungszuges übernachteten und im Speisewagen Nahrung aufnehmen. Und so übernachten wir für 21.,-€/Nacht mit Frühstück in Erichs Schlafwagen. Prolli im Schlafabteil von Günter Mittag, ich im Alkoven des SED-Generalsekretärs.
Na das war doch mal was, im Wagon war eine komfortable Dusche, eine Küche und ein Konferenzraum, hier wurden wichtige Entscheidungen getroffen, heute ein Ess-und-Fernseh-Abteil. alles im SED-Schick.
Wir dinierten im Speisewagen, nahmen noch ein paar Bier vor unserem Regierungsschlafwagen und analysierten die weltpolitische Lage, ganz wie die Vornutzer zu DDR-Zeiten. Wir waren die einzigen Schlafgäste im ganzen Wagen, cool, voll cool.
30. Juni 2009 23:59
Ich fuhr nach Prenzlau, suchte einen Fahrradhändler, kaufte Apfelschorle und radelte Prolli entgegen. Er schwitzte sehr, beinahe bekam ich Mittleid.
Der Fahrradhändler schloss sich meiner Meinung an, wirtschaftlicher Totalschaden, zudem hätte eine Reparatur Stunden gedauert. Prolli erstand nun auch ein Trekkingmodell der untern Mittelklasse, jetzt waren wir materialtechnisch auf Augenhöhe.
Wir hatten zweieinhalb Stunden verloren, Ückermünde war nicht mehr zu schaffen, ich wollte es auch nicht schaffen, trotz gepolsterter Radhose verspürte ich starken Schmerz im Sitzbereich.
Nun peilten wir Pasewalk als Ziel an, hofften dort, da es weit und breit keinen Campingplatz gab, eine günstige Pension zu finden. Wir waren erschöpft, um uns herum Gewitter, die uns aber verschonten. Meine Stimmung war fast im Keller, als wir feststellten, dass wir uns verfahren hatten: 10km mehr bis Pasewalk.
Pasewalk, ein ödes Nest, drei teure Hotels, keine Pension entdeckt. Wir beschlossen uns im Supermarkt mit Proviant einzudecken und weiter zu fahren bis eine Pension am Weg kommt, zur Not wollten wir schwarz campen, jetzt war meine Stimmung im Keller.